Diese Frage stellt das +3 Magazin der Süddeutschen Zeitung in der Ausgabe vom 02.05.2014.
Für mich ist Benzin inzwischen überflüssig geworden. Ich habe letztes Jahr Ende Dezember meinen Benziner gegen ein Tesla Model S ausgetauscht und dieses in den ersten vier Monaten nicht bereut.
Wenn ich rückblickend die typischen Fragen betrachte, die mir immer wieder gestellt wurden, zeigen diese auf, was einem Durchbruch noch entgegensteht.
Frage 1: Wie ist das mit der Reichweite?
Hier gibt mein Model S mit realistischen 300 bis 400 km Reichweite die Antwort. Wenn ich zurückfrage, wie oft denn mein Gegenüber im letzten Jahr mehr als 300 km an einem Tag gefahren ist, wird es in der Regel ziemlich still. Und selbst Strecken von 1.000 km/Tage habe ich inzwischen schon entspannt zurückgelegt. Mein eigener Reichweitenrekord liegt bei 475 km.
Ich bin mir sicher, dass erst Fahrzeuge mit einer Reichweite oberhalb 200 km den Durchbruch bringen.
Frage 2: Wo kann ich denn Strom tanken?
Hier kommt zuallererst natürlich der Gedanke an die heimische Steckdose. Der liegt nahe für Personen wie mich, die über ein eigenes Haus verfügen. Vielleicht auch noch für Personen mit einer Eigentumswohnung und eigenem Tiefgaragenplatz. Da lässt sich das in der Regel machen. Schwierig wird es für Mieter einer Wohnung und auf Reisen. Obwohl wir für Strom die am besten ausgebaute Infrastruktur haben, letztendlich können wir das Auto an jeder Steckdose laden, fehlt es hier. Und als Reisender auf langen Strecken, der schon häufiger auf Lademöglichkeiten außerhalb der eigenen Garage zurückgreifen musste, kann ich sagen, da muss noch was passieren, um die Akzeptanz zu steigern.
Es gibt zwar in Deutschland inzwischen ein gut ausgebautes Stromtankstellennetz, aber:
Entweder die Säule ist von einem Benziner zugeparkt, denn eine gesetzliche Regelung, die das sofortige Abschleppen zulässt, fehlt oder ich könnte zwar Strom laden aber darf es nicht, weil der Energiebetreiber es nicht zulässt.
Wir haben derzeit eine Kleinstaaterei wie im 18. Jahrhundert bei den Energiebetreibern. In Münster z.B. dürfen nur Kunden der Stadtwerk Münster laden. In anderen Städten haben sich Energiebetreiber zusammengetan und erlauben ihren Kunden gegenseitig das Laden, aber eben nur Ihren Kunden. So können z.B. Kunden der Energieversorgung Sylt in München bei den Ladesäulen der Stadtwerke München tanken. Wer aber in Hamburg oder Berlin wohnt hat keine Chance.
Und dann gibt es noch Städte wie Lübeck, in denen es nicht eine einzige öffentliche Ladesäule gibt.
Frage 3: Wie lange dauert das Laden?
Es kommt darauf an, kann ich da nur antworten. Und zwar zum einen auf die Menge und zum anderen auf die Leistung der Ladesäule. Außerdem hat der Ladezustand der Batterie noch Einfluß. Eine leere Batterie lädt schneller als eine fast volle.
Gut erklären kann ich das aber immer am Beispiel Ladezeit für 100 km Reichweite, bei einer fast leeren Batterie.
Wenn man als typischen Verbrauch mal 200 Wh/km ansetzt bedeutet dass, dass für 100 km Reichweite 20 kWh geladen werden müssen. Bei eine Säule mit einer Ladeleistung von 22 kW ist das somit weniger als eine Stunde Ladezeit, bei den Superchargern von Tesla mit bis zu 120 kW sind es 10 min. an der heimischen Schukosteckdose dagegen 5 Stunden.
Bei geschickter Planung spielt die Ladedauer zudem keine Rolle. Wenn man die „Ladeweile“ sinnvoll verbringt, tankt man sozusagen nebenbei.
Frage 4: Rechnet sich das ganze überhaupt
Ja kann ich da antworten, wenn bestimmte Rahmenbedingungen passen. Zu den Parametern gehören Fahrleistung und Anspruch an die Fahrzeuggröße und -qualität. Für mich überzeugend sind die Energiekosten von 4,13 €/100 km, die ich über die ersten 100 Tage und 15.000 km Nutzung meines Tesla Model S hatte.
Als Vattenfall Autostromkunde kann man an allen Säulen der angeschlossenen Stadtwerke von Ladenetz.de Strom beziehen, also von Sylt bis München.