Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen auf dem Hinweg gestern nach Darmstadt und den Diskussionen im TFF-Forum wurde ich neugierig, was eigentlich „your predicted speed“ als Basis des neuen Feature der „Trip Energy Prediction“ im Software Release 6.1 heißt.
Auf der Hinfahrt hatte ich zu ca. 75% eine Geschwindigkeit von 120 km/h wo zulässig und zu 25 % eine Geschwindigkeit von 110 kmh/ wo zulässig. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war 104 km/h. Ich hatte zu Anfang eine Voraussage von 8% Restreichweite am Ziel. Und bin dann am Ende mit 1 % Restreichweite angekommen.
Es lag also nahe, davon auszugehen, dass die initiale Berechnung auf einem theoretischen Verbrauch basiert, möglicherweise dem typical range und dann sukzessive an die tatsächliche Fahrweise angepasst wird.
Im TFF-Forum wurde nun diskutiert, ob die tatsächliche Geschwindigkeit im Laufe der Strecke in die Berechnung der Restreichweite einfließt und ob Geschwindigkeitsbeschränkungen, die in dem Kartenmaterial des Navi hinterlegt sind (Landstraße, Ortschaft) ebenso wie das Höhenprofil und die Außentemperatur berücksichtigt werden.
Wenn das so wäre, müßte bei einer höheren Durchschnittsgeschwindigkeit als der, der die typical range zurgrunde liegt auf den ersten 10-50 Kilometern die Restreichweite stark abnehmen und dann relativ konstant bleiben.
Das habe ich dann heute Abend getestet.
Rahmenbedingungen:
- Fahrt nachts, bei nahezu freier Autobahn.
- Wenn immer möglich Geschwindigkeit 140 km/h Tempomat
- Einhalten aller Geschwindigkeitsbeschränkungen
- Außentemperatur zwischen 2° am Harzrand und 4 ° auf der restlichen Strecke
- nahezu Windstille
- Autoklima auf 21,5 ° Fahrerseite und 20° Beifahrerseite
Start am Supercharger Rhüden mit 90 % Kapazität, Strecke laut Navi 230 km, laut Tacho am Ziel 235,5 km. Durch die Zielgeschwindigkeit von 140 km/h erhöhte sich gegenüber der Hinfahrt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf 119,7 km/h.
Und in der Tat, der erwartete Effekt war sichtbar:
Am Anfang war die Restkapazität bei 26 % und pendelte sich nachher um die 10% ein. Am niedrigsten war sie mit 7 % als es vorher einen 70 km Streckenabschnitt nahezu ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen gab.
Details in der nachfolgenden Tabelle:
Was man auch erkennen kann ist, dass die fakultativen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Strecke (hier zwischen km 110 und km 145) nicht in die Restkapazitätskalkulation eingehen. Basis war vor diesem Teilstück eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit und die Tatsache, dass die Restkapazität dann wieder wuchs, spricht dafür, dass dieser Effekt nicht berücksichtigt wird. Anders Standardbeschränkungen rund um Autobahndreiecke u.ä. sowie Landstraße und Ortsdurchfahrten, diese scheinen berücksichtigt zu werden.
Was bedeutet das letztendlich für den Fahrer eines Model S. Der Fahrer muss diese Eigenheiten kennen und darf sich nicht auf die anfängliche Angabe verlassen. Schon gar nicht wenn am Anfang der Strecke ein längeres Stück mit Geschwindigekeitsbegrenzung (Baustelle, Autobahnzubringer) steht. Hier wäre mit Sicherheit ein weiteres Feature hilfreich in dem der Fahrer vor Berechnung seine gewünschte Zielgesschwindigkeit auf den Autobahnteilstücken angibt. Das ist zugegebenermaßen ein rein deutsches Feature, weil in allen anderen Ländern in denen Tesla seine Autos vermarktet hier ebenso wie innerorts und auf Landstraßen eine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. Und ob die wenigen Deutschland zugelassenen Tesla Model S so ein Feature eingebaut wird, bleibt fraglich. Wobei natürlich für alle Transitgäste aus Norwegen oder den Niederlande ein solches feature für „The German Autobahn“ auch sehr hilfreich ist.
Erfahrungen so nebenbei:
Die Streckenschätzung des Navigationssystems entspricht nicht der Realität. In diesem Falle schätzt das Navigationssystem und auch Google Maps eine Entfernung von 230 km. In der Realität sind es laut Tesla Tacho 235,5 km. Immerhin ein Fehler von 2,4 %.
Was ist der Grund. Ist das ein systematischer Fehler, ist der gewollt? Liegt er bei Google? Liegt er bei Tesla? Was hätte Tesla davon? Immerhin würde die Kapazität der Batterie besser dastehen. Das gilt es gelegentlich noch einmal zu überprüfen.
Hallo Herr Zehle,
ich lese sehr gerne Ihre ausführlichen Erfahrungsberichte. Aber ich hätte ein ganz anderes Anliegen : Wie zufrieden sind Sie mit dem Schiebedach? Windgeräusche ect?
Überlege gerade, ob ich es mitbestellen sollte.
Ganz lieben Gruß und herzlichen Dank imVoraus.
Hallo Herr Unterstaller,
ich habe noch nie ein Scheibedach so intensiv genutzt wie im Tesla Model S. Windgeräusche bei offenem Schiebedach entsprechen den üblichen. Bei geschlossenem Schiebedach meines Erachtens keine zusätzlichen. Bin ein paar mal einen Loaner ohne SD gefahren, der war auch nicht leiser.
Ich mußte zwei oder drei Mal etwas in der Werkstatt nachjustieren lassen, Ging ohne Probleme. Ich würde das SD wieder bestellen.
Gruß
Klaus-Olaf Zehle
Hallo Herr Zehle,
mit Begeisterung habe ich den Inhalt Ihrer Seite „aufgesaugt“. Super ausführlich beschrieben. Weiter so! In Bezug auf die Genauigkeit der des Fahrzeugtachos kann ich Ihnen die Antwort auf Ihre Frage geben. Der Fahrzeugtacho misst die Geschwindigkeit und zurückgelegte Wegstecke anhand der Radumdrehung. Hier sind immer gewisse Toleranzen zu erwarten. Luftdruck, Reifenabnutzung und Fertigungstoleranzen sorgen bei allen Fahrzeugherstellern zwangsläufig für gewisse Ungenauigkeiten des Tachos. Google, Garmin & Co. werden hier immer genauere Ergebnisse liefern. Wir haben in den vergangenen Wochen mehrere dienstlich genutzte Tesla Model S mit elektronischen Fahrtenbüchern ausgestattet. Diese messen die zurückgelegte Wegstrecke über GPS und nicht anhand der Radumdrehung. Das Ergebnis: Der Tesla bildet hier mal keine Ausnahme gegenüber den anderen Herstellern. Bei allen Tesla-Fahrzeugen lag die ermittelte Toleranz zwischen 2,1% und 2,8%. Jemand aus der Entwicklungsabteilung eines großen deutschen Autoherstellers hat mir einmal gesagt, dass ein Fahrzeugtacho immer etwas mehr anzeigen muss. Damit schützen sich die Hersteller zugleich vor etwaigen Klagen in Bezug auf Geschwindigkeitsübertretungen aufgrund zu gering angezeigter Geschwindigkeit. Der Fahrzeugtacho wird also immer mehr anzeigen, als man wirklich fährt. Laut §57 StVZO beträgt die zulässige Toleranz bis zu 4%.
Wir können also davon ausgehen, dass die „Vorhersagen“ vom Tesla korrekt waren.
Herzliche Grüße aus dem Norden Berlins
Lars Töpfer
Hallo Herr Zehle,
vielen Dank für den äußerst gut geschriebener Testbericht! können Sie eine Aussage darüber machen, ob eine starke Änderung der verbrauchsrelevanten Fahrzeugeigenschaften wie Zuladung und/oder Windwiderstand (etwa durch Dachbox) auch Einfluss auf die Restreichweitenvorhersage hat?
Beste Grüße,
Tobias Straub
Hallo Herr Straub,
was ich bemerkt habe, das Auto lernt, d.h. die Verbrauchswerte der ersten Kilometer fließen in die Berechnung der Reichweite mit ein, insofern nehme ich an (weiß es aber nicht) , dass die Dachbox oder Zuladung berücksichtigt werden, allerdings ist die reichweitenberechnung erst nach einer gewissen Km Leistung entsprechend aussagekräftig.
Gruß
Zehle
Beste Grüße
Klaus-Olaf Zehle